Natürlich ist dieser Schritt der Gesamtmontage auch einer der
mit den meisten Anpassarbeiten. Zunächst werden die Leisten an den Spanten
eingepasst. Hier ist bei den Spanten im Vorschiffsbereich die hintere Kante und
bei Spanten im hinteren Schiffsbereich die vordere Kante die sogenannte Mal-Kante.
Bedeutet: Die Mal-Kante ist passend, die jeweils andere muss entsprechend der
Bootskrümmung angepasst werden. Mit einer kleinen, biegsamen Stracklatte lässt
sich diese Krümmung leicht ermitteln, ausmessen und einzeichnen. Am einfachsten
war für mich schlussendlich die Methode die Bereiche mit Schmiege passend mit einer
Japansäge einzusägen und anschließend mit dem Stechbeitel auszuräumen.
Anschließend war die Stelle mit zwei Feilenzügen passend und auf Maß. Das Prozedere
dauert mit etwas Übung maximal fünf Minuten pro Schmiege. Die seitlichen
Spannten lassen sich mit einer Kombination aus E-Hobel, Flex mit Fächerscheibe
und verschiedensten Handhobeln passend Schleifen. Mein Lieblingswerkzeug ist
hierbei wirklich die Flex geworden. Hiermit lässt sich am schnellsten
vorarbeiten. Anschließend wird der letzte Milimeter per Hand gehobelt. Die
Leiste sitzt dann passend, wenn diese genau bündig an der Malkante sitzt. Sind
die Leisten erst einmal drin, kann man an diesen genau sehen, wie stark die
Spanten noch nachbearbeitet werden müssen, um sich der Bootsform anzuschmiegen.
Gerade im Vorschiffsbereich muss hier einiges abgehobelt werden.
Da die Leisten ordentlich tordiert (verdreht) werden müssen, um diese auf der gesamten Länge in die Spanten einzubiegen, hat sich für mich besonders das Verwenden von Schraubzwingen als Torsionshebel gut bewährt. Einfach eine Schraubzwinge auf die Leiste ordentlich fest Schrauben und diese kann einhändig in die gewünschte Position tordiert werden (siehe große hölzerne Schraubzwinge auf dem Foto unten) und dort mit einer weiteren Schraubzwinge fixiert werden. Im Bugbereich habe ich für die oberen Leisten noch einen Holzkeil ausgesägt, um die Leisten gegeneinander spannen zu können und gleichzeitig die mechanische Belastbarkeit in dieser strukturell wichtigen Stelle zu erhöhen.
Die verwendeten Leisten sind aus einer sehr feinmasrig gewachsenen Fichte, welche auch für die Masten von Folkebooten zum Einsatz kommt. Da es keine passenden Leisten in über 6m Länge gibt, mussten diese erst geschäftet und anschließend verklebt werden. Da dieser Prozess neu für mich war, bin ich selbst noch von dem Ergebnis begeistert. Man sieht die Klebung zwar optisch, jedoch ergibt sich kein Steifigkeitsunterschied in der Biegung und vom Handling generell. Um ein besseres Oberflächenfinish von innen zu bekommen wurden die Leisten zuvor mit einer Oberfräse und Rundfräser auf der gesamten Länge mit einem Radius versehen. Dies macht gleichzeitig das Einpassen leichter und macht aus mechanischer Sicht ebenfalls Sinn um Spannungsspitzen durch scharfkantige Übergänge zu vermeiden.
Nach dem vielen Hobeln kommt nun das Beplanken mit Sperrholz. Bin bereits sehr gespannt die Sperrholzplatten entsprechend in die Bootsform zu biegen. Da ist schließlich teilweise ordentlich Biegung nötig.. Aber gut, die Holzleisten sind schließlich auch nicht von alleine in Form gekommen 😉
Tolle Arbeit Georg! Und Danke für die hilfreichen / detaillierten Tipps. Das hilft uns zukünftigen Erbauern sehr.
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