Das Schiff ist gedreht!
Wow, einfach ein richtig cooler Moment!
Jetzt aber erstmal
Schritt für Schritt. Als letztes hatte ich den Rumpf laminiert und anschließend
das Abreißgewebe entfernt. Die nun sehr raue Oberfläche eignet sich folglich
nicht zum Lackieren, auch wenn das technisch denkbar wäre. Neben der Rauigkeit sind
aber vor allem Unebenheiten durch das Laminieren ein Thema. Auf der einen Seite
liegen Glasfasermattenstöße nicht sauber aneinander, wodurch Täler und „Wulste“
entstehen, auf der anderen Seite sind durch die Unterschiedliche Anzahl an Lagen
an den unterschiedlichen Stellen, großflächige Unebenheiten im Boot. Da reicht
es nicht partiell nur in den jeweiligen Quadratmeter Bereichen zu korrigieren,
nein, da muss wirklich 2-3mm dick Spachtel auf das ganze Boot. Zur Freude des
Bootsbauers wird diese dann in vielen Teilen fast vollständig wieder abgeschliffen.
Das Schleifen und Nachspachteln ist ein kontinuierlicher Prozess. Anfangs hatte
ich die Spachtel selbst angerührt, indem ich einfach Microballons und Silikate
in Epoxidharz gemischt habe. Das kann ich aber wirklich nicht empfehlen. Fertiger
Kaufspachtel lässt sich deutlich besser verarbeiten. Viel dünner, gleichmäßiger
und weniger klebrig. Gleichzeitig habe ich Anfangs eher gesagt, das Tal kann
ich aufspachteln. Meist war es unterm Strick aber sogar besser die Hügel drum
herum herunter zuschleifen. In Summe kann man sich je nach Laminierqualität
bestimmt auf 50-80 Arbeitsstunden Schleifen und Spachteln freuen. Jetzt aber
erstmal ein paar Bilder zum geschehenen:
Zunächst einmal das Bild
mit nur teilgespachtelten Stellen. Am Ende waren im Tageslicht einfach zu viele
Wellen zu sehen. Deswegen habe ich den Rumpf dann später doch komplett
gespachtelt.
Während der vielen Schleif-
und Spachtelarbeit hatte ich aber noch eine gehörige Portion extra Motivation
im Briefkasten. Die Yacht- Zeitschrift hatte mich ja im Dezember besucht und
den Artikel in der Yacht 4/21 veröffentlicht. Steile Segelkarriere sag ich nur 😉
Komplett gespachtelter
Rumpf mit Kaufspachtel (yachtcare Epoxy Filler). Oben sieht man bereits den Zustand
einmal abgeschliffen und nachgespachtelt, die Schiffsseiten sind gerade frisch
vollflächig gespachtelt worden:
Also direkt Ölzeug angezogen, Segelmesser herausgeholt und den Rumpf von den Zeltresten freigeschnitten. Das ganze hatte unter dem Strich also viele Vorteile:
- Ich konnte endlich mal mein seit langem im Schrank liegendes Segelmesser ausprobieren. Funktioniert richtig gut!
- Ich durfte endlich mal wieder Ölzeug tragen (das letzte Mal ist schließlich auch schon über ein Jahr her gewesen)
- Und tatsächlich glaube ich, hat mir die „Aktion“ gleichzeitig indirekt den Ruf gegeben, den ersten Rumpf einer ClassGlobe580 „ins Wasser gelassen zu haben“. Und das lange vor der Baunummer 1 😉
Gerade da der Rumpf
laminiert ist, ist er mehr als nur wasserdicht. Ich Beschloss daher aus Angst
vor neuen Schneefall ohne Zelt weiterzuarbeiten. Diese wetterabhängigkeit habe ich
schon sehr bereut, aber wer hätte auch Ahnen können, dass es sowohl im April
als auch Mai 2021 nicht mal eine Hand voll regenfreie Tage geben würde. Und für
ca. 20h verbleibende Schleifarbeit, vier bis fünf Stunden lange in Zelt
aufzubauen, dass zum Bootsdrehen eh wieder abgebaut werden muss? Das machte
keinen Sinn…
Nach dem Schleifen und
vor dem Drehen stehen aber noch zwei Arbeitsschritte an. Erstens den Rumpf mit
mehreren Lagen Barrier Coating zu Primern für den späteren Lack:
Und zweitens die Wasserlinie und Mittellinie einzeichnen, solange der Rumpf perfekt nivelliert ist:
Und dann geht es auch „schon“ ans Drehen. Ich Beschloss aufgrund des wechselnden Wetters ein Drehgestell selber zu bauen, statt wie einige andere mittels LKW Kran zu drehen. Am Ende entstand spontan in zwei Zimmermannsstunden folgende Konstruktion:
Es handelt sich hierbei
um Konstruktionshölzer Fichte 6x10. Die Höhe ist 3,5m alle anderen Elemente
sind 2,5m. Das ganze mit ein paar Spanngurten zusätzlich versteifen und voila.
Mit dem Monstrum hätte ich locker eine 30-Fuß Yacht drehen können 😉
Vor dem Drehen beschloss
ich noch mittels Flaschenzug den Kiel aufs Boot zu stellen, um so möglichst
maximal exakt von oben die Kielbohrungen durchzuführen.
Das Drehen selbst habe
ich ganz simpel mit vier Spanngurten gelöst. Immer zwei waren im Eingriff und
haben so durch das Anheben, das Boot bereits gedreht. Danach einfach absenken.
Hätte man so tatsächlich auch einfach alleine machen können.
Apropos Kiel: Den hatte
ich so ja noch gar nicht erwähnt. Da das Wetter während des Schleifens sehr
unbeständig war, suchte ich mir schon ein paar Indoor-Bootsprojekte: So habe
ich den Kiel mit der Flex profiliert und anschließend professionell nach
Reglementvorgaben schweißen lassen:
Der Lohn für all die
Arbeit ist ein wunderbar schöner Schiffsrumpf im eigenen Garten, der nun darauf
wartet ein wenig von innen aufgehübscht zu werden.
Seid also gespannt! 😉
Hi Georg - baust Du noch an Deinem Boot? LG
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